Energetische Sanierung muss wohl durchdacht sein
Naturstein
Klimawandel und Energiewende – zwei Themenbereiche, die Politik und Gesellschaft zunehmen prägen. Das gilt auch für den gesamten Immobiliensektor. So sind moderne, Wohn- und Geschäftsimmobilien ohne eine zeitgemäße energieeffiziente Ausstattung s nicht denkbar.
Nach Schätzungen der Bundesregierung könnten allein mit energetischer Gebäudesanierung in Deutschland bis zum Jahre 2020 insgesamt 50 Milliarden Euro Heizkosten gespart werden, wenn das gesamte Einsparpotenzial genutzt würde. Das kann bis zu 500 Euro im Jahr pro Haushalt ausmachen. So zahlen sich größere Investitionen, beispielsweise in moderne Heizungstechnik, neue Fenster oder umfassende Maßnahmen zur Dämmung häufig schon nach wenigen Jahren aus, meinen Experten. Und nicht nur das. „Wer den Energieverbrauch durch Dämmung, Fenstertausch oder eine moderne und effiziente Heizungsanlage senkt, steigert langfristig den Wert des Gebäudes und sichert auf diese Weise sein Kapital“, sagt Christian Stolte von der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena).
Eine Art „Leuchtturm“ für das energieoptimierte Haus ist sicher das „Effizienzhaus Plus“ in Berlin, das im Rahmen der Forschungsinitiative „ Zukunft Bau“ des Bundesbauministeriums entwickelt wurde. Dank Wärmepumpe und modernster Fotovoltaik-Anlage auf Dach und Fassadenflächen produziert das Haus mehr Strom als seine Bewohner verbrauchen. Die Energie, die das Haus erzeugt, wird in Hochleistungsbatterien gespeichert und unter anderem dazu genutzt, die Elektrofahrzeuge, die zum Haushalt gehören, an der hauseigenen Ladestation zu betanken.
Die Isolierung der Gebäudehülle sowie eine optimierte Gebäudetechnik minimieren zudem die Wärmeverluste, die bei herkömmlichen Bauweisen für einen erheblichen Energieverlust verantwortlich sind. Damit ist das Einfamilienhaus ein eigenständiges kleines Kraftwerk, das seinen Überschuss an Strom in das öffentliche Versorgungsnetz einspeisen kann.
Beim Effizienzhaus Plus handelt es sich allerdings um einen Neubau. Erhebliches energetisches Optimierungspotenzial steckt aber in den Bestandsimmobilien in Deutschland. „Besonders bei älteren Häusern mit unzureichender Wärmedämmung und betagten Heizungsanlagen liegen die Energiekosten in der Regel viel höher als bei vergleichbaren Neubauten oder sanierten Gebäuden“, erklärte Christian Stolte. „Mit einer Komplettsanierung lassen sich beispielsweise Energieeinsparungen von bis zu 80 Prozent erzielen.“
Hohe Investitionen sind für die energetische Sanierung also notwendig – und ob diese sich allein aus den eingesparten Energiekosten finanzieren, ist zumindest umstritten. So steht einer Prognos-Studie zufolge, die Auftrag der KfW erstellt wurde, den Gesamtkosten von 838 – 953 Mrd. Euro in Deutschland nur ein Nutzen von 370 – 453 Mrd. Euro gegenüber. Grüne und Umweltschützer kritisieren jedoch, dass die Studie den jährlichen Heizkostenanstieg mit rund 1,1 Prozent viel zu niedrig ansetze.
Dennoch führt an der energetischen Sanierung des Gebäudebestandes in Deutschland kein Weg vorbei. „Geht es dabei um die Sanierung des einzelnen Objektes und somit um die Verlängerung des gesamten Gebäudelebenszyklus, empfiehlt sich auf jeden Fall, die Expertise eines unabhängigen Energieberaters einzuholen“, sagt Jens von Coburg, selbstständiger Unternehmensberater in Berlin. Diese Experten können genau die Maßnahmen aufzeigen, die möglich und wirklich sinnvoll sind.